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Es war alles "Zufall" - Studienreise London

Was macht eine Gemeinde, die ihr Kir­chen­ge­bäude ver­liert? Ein neues suchen? Mit einer ande­ren Gemeinde fusio­nie­ren? Eine andere Lösung haben wir am letz­ten Sonn­tag bei St. Luke’s Ken­tish Town in Walthamstow/London erlebt.

 

Auf dem sonn­täg­li­chen „Farmer’s Mar­ket“, betreibt die Gemeinde einen Stand. Es gibt Kaf­fee und selbst geba­cke­nen Kuchen. Die erste Runde Kaf­fee geht an die Betrei­ber der Markststände.

20140211-075637.jpgNach­dem die Markt­leute ver­sorgt sind, füllt sich der Stand mit Men­schen von der Straße. Viele von ihnen Leben auf der­sel­bi­gen oder in ein­fa­chen Unter­künf­ten. Sie haben wenig Geld, viele lei­den unter Alko­ho­lis­mus oder ande­ren Süch­ten.
Nach einer drei­vier­tel Stunde macht sich diese bunte Gruppe von Mit­ar­bei­ten­den und Got­tes­dienst­be­su­chern auf zum gemein­sa­men Gebet. Am Rande des Mark­tes in einer wind­ge­schütz­ten Ecke wer­den Anlie­gen geteilt, an Leute gedacht, die nicht da sind und mit– und für­ein­an­der gebe­tet. Der Got­tes­dienst beginnt!
Spä­ter erfah­ren wir, dass das eigent­lich nie so geplant war. Ange­fan­gen hat es als Gebet der Mit­ar­bei­ten­den, aber die Leute von der Straße haben sich irgend­wann dazu­ge­sellt. Sie woll­ten mitbeten.

It hap­pend by acci­dent. — Es ist zufäl­lig pas­siert,“ erklärt uns Fran­ces Shoes­mith, Pas­to­rin der Gemeinde.

Nach der Gebets­runde zieht die Gemeinde aus Mit­ar­bei­ten­den von St. Luke’s und den Leu­ten von der Straße die High Street her­un­ter. Es wirkt auf mich, wie ein Pro­zes­sion, ein geist­li­cher Weg. Unter­wegs höre ich im Gespräch mit einem der Mit­ar­bei­ten­den eins mei­ner Zitate des Tages:

It’s not about us and them, because God is all­re­ady in them.“


20140211-072010.jpgDass das nicht nur ein from­mer Spruch ist, erle­ben wir dann im „Pop in Cafe“, in dem die Gemeinde sich in klei­nen Vierer-Gruppen an die Tische setzt. Ein Zet­tel mit einem Bibel­text und Fra­gen wird ver­teilt. Der Mit­ar­bei­ter an mei­nem Tisch, David, liest den Text vor. Marc und Alice, die mit am Tisch sit­zen, hören zu, so gut sie kön­nen. Wir hören das Gleich­nis von Fei­gen­baum aus Lukas 13, wäh­rend die Kell­ne­rin des Cafés die Bestel­lun­gen auf­nimmt. David bringt die Fra­gen ins Gespräch und vor allem Alice kommt ins Erzäh­len. Sie bringt den Bibel­text und ihr Leben mit­ein­an­der in Ver­bin­dung. Irgend­wann sagt sie: „Ich gehe ja nicht mehr in die Kir­che.“ Dar­auf nimmt David sie in den Arm und sagt:

As I told you last time, this is your church.“

Nach einer guten hal­ben Stunde ser­viert die Kell­ne­rin Tisch für Tisch das Früh­stück, das für alle von der Gemeinde bezahlt wird. Dazu hat uns die Pas­to­rin Fran­cese vor­her mit einem Ach­sel­zu­cken erklärt:

Wir machen das, so lange wir Geld haben. Und bis­her haben wir immer genug Geld gehabt. Also machen wir weiter.“

Auch die­ser Teil des Got­tes­diens­tes, das gemein­same Bibel­le­sen und das Früh­stück, sind ein Zufall. Nach­dem einer der Obdach­lo­sen den Mit­ar­bei­ten­den von St. Luke’s beim Auf­bau des Markt­stan­des gehol­fen hat, haben sie ins „Pop in Café“ zum Früh­stück ein­ge­la­den. In die­sem Café tra­fen sie sich damals schon mit einer klei­nen Gruppe von Mit­ar­bei­ten­den zum Bibel­le­sen, nach­dem sie ihr Kir­chen­ge­bäude ver­lo­ren hat­ten. Aus die­ser Ein­la­dung zum Früh­stück ent­wi­ckelte sich die Idee, alle zum Früh­stück und zum Bibel­le­sen ein­zu­la­den.
Seit die­sem Zufall trifft sich regel­mä­ßig, jeden Sonn­tag, eine Gruppe von circa 40 Leu­ten in „ihrer Kir­che“ zu „ihrem Got­tes­dienst“, bei dem wir an die­sem Sonn­tag Gäste sein durften.

Auf dem Rück­weg schwirrt unter ande­rem ein Satz wei­ter in mei­nem Kopf herum: „It all hap­pend by acci­dent. — Es ist alles ein Zufall.“ Dabei muss ich an Mat­thäus 6, 33 denken:

Trach­tet zuerst nach dem Reich Got­tes und nach sei­ner Gerech­tig­keit, so wird euch das alles zufallen. “

Genau das habe wir am an die­sem Sonn­tag­mor­gen bei St. Luke’s erlebt.

Die­ser Besuch bei St. Luke’s ist Teil der Stu­di­en­reise, die der CVJM Baden aktu­ell zum Thema „Fresh Expres­si­ons of church“ in Lon­don durchführt.

 

Daniel Rempe

 

Quelle: www.cvjm-blog.de

 

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