CVJM Baden Aktuell (Archiv)

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Kenya YMCA

„Why are there so many places called „Ausfahrt“ in Germany?“ [1]

 

Neben mir im Sprinter sitzen Maureen und Joseph, zwei unserer sechs Gäste aus dem Kenya YMCA. Wir sind gerade auf der Autobahn unterwegs und befinden uns auf dem Rückweg vom internationalen Reformation-Camp in Wittenberg. Dort haben wir eine Woche lang zusammen mit 176 jungen Menschen aus 22 verschiedenen Nationen gelebt, viel gelacht und voneinander gelernt. Jetzt sind wir auf dem Weg nach Karlsruhe; von da aus werden wir eine weitere Woche gemeinsam in Baden unterwegs sein.

 

YMCA Kenya

 

Begegnung stand in diesen Tagen auf dem Programm. Dabei konnten die CVJMer in Karlsruhe und Graben-Neudorf unter anderem lernen, wie man in Kenia kocht und – was vielleicht eine noch größere Herausforderung war – wie man in Kenia isst.

Im CVJM Lohrbach staunten unsere Besucher darüber, was wir „kleines Dorf“ nennen. Viele interessierte Fragen sorgten dafür, dass der für eine Stunde geplante Dorfrundgang sich wesentlich verlängerte. Für uns so Alltägliches wie der Dorffriedhof wurde zum Gesprächsöffner, z.B. über den Umgang mit dem Tod. Auch der Einblick in einen modernen landwirtschaftlichen Betrieb im Ort wurde auf zahlreichen Selfies festgehalten.

Beim Abenteuercamp auf dem Marienhof freuten sich die Kinder über die Gäste und gingen trotz sprachlicher Schwierigkeiten mit viel Interesse auf sie zu. Das Morgenprogramm wurde dann mit einem Song aus Kenia bereichert.

Sehr beeindruckend war auch die große Offenheit der Kenianer beim Besuch in der Lebenshilfe in Graben-Neudorf. Obwohl der Umgang mit Behinderten in Kenia ganz anders ist als bei uns in Deutschland, gab es keinerlei  Berührungsängste mit den hier arbeitenden Menschen.

 

YMCA Kenya

 

Bei all den Besuchen und Begegnungen ging es aber nicht nur um das alltägliche Leben, sondern auch viel um den CVJM bzw. den YMCA. Alle unsere Gäste sind Volunteers in verschiedenen Projekten des Kenya YMCA; das könnte man mit „Freiwillige“ oder „Ehrenamtliche“ übersetzen, trifft den Kern aber nicht so ganz. Unser Ehrenamt im CVJM, bei dem es nicht mal eine Aufwandsentschädigung gibt, war für die Kenianer ein völlig neues und beeindruckendes Konzept. Auch die flache Hierarchie im CVJM Baden verwunderte und überraschte unsere Gäste, als sie am ersten Abend beim Generalsekretär zu Hause zum Grillen eingeladen waren und sich dieser dann auch noch selbst als Grillmeister betätigte.

 

YMCA Kenya

 

„I am impressed how strong the C is in the YMCA Baden.“ [2], war schon am zweiten Tag ein Feedback, das nach den zwei Wochen dann von allen Teilnehmenden kam. Dass sie in unserer Arbeit ein starkes christliches Profil erkennen konnten, hat mich sehr ermutigt und deutlich gezeigt, dass wir sehr viel voneinander lernen können – auch über uns selbst. Die Zeit mit unseren Gästen hat darum meine Perspektive verändert - auf Deutschland und auf den CVJM. Die vielen Fragen der Kenianer begleiteten mich zwei Wochen lang. Manche waren lustig, wie die nach dem Ort mit Namen „Ausfahrt“, vieles andere diskutierten wir aber oft sehr ernsthaft. So manche Frage brachte mich dabei zum Nachdenken und verschaffte mir einen ganz neuen Blick auf das Land, in dem ich seit 25 Jahren lebe.

 

YMCA Kenya

 

Dass der YMCA – trotz vieler Unterschiede – weltweit Menschen miteinander verbindet, das wurde und war in diesen zwei Wochen deutlich spürbar. Die gemeinsame Zeit zeigte zudem, dass es bei internationalen Partnerschaften um viel mehr geht als um Spendenprojekte. Als CVJMer haben wir nämlich Freunde in der ganzen Welt, auch wenn wir sie vielleicht noch gar nicht kennen.

 

Marieke Rahn

 



[1] „Warum gibt es in Deutschland so viele Orte, die Ausfahrt heißen?“
[2] „Ich bin beeindruckt, wie stark das C im CVJM in Baden ist.“