GSF 2018

„Aufziehn‘ frei“, tönt es durch den Funk. Da stehe ich nun, oben auf dem Hügel im Gras – am Startplatz für Gleitschirmpiloten. Winddicht eingepackt, am Gurtzeug festgeschnallt, die Leinen in der Hand. Vor mir erstreckt sich die Weite der Schwarzwälder Berge, unter mir glitzert das Tal in der Sonne. Der Wind bläst leicht ins Gesicht, der strahlend blaue Himmel lockt. Alles ist bereit. Ein letzter Blick auf den Windsack, dann drei Schritte nach vorne, bis sich der bunte Schirm hinter mir in die Lüfte hebt – um mich gleich darauf mit nach oben zu ziehen. Und dann fliege ich, schwebe über Baumwipfel, Hausdächer, Felskanten und wandernde Menschen. Es hat sich noch nie so gut angefühlt, den Boden unter den Füßen zu verlieren und am seidenen Faden (oder dünnen Leinen) in der Luft zu hängen – denn sie trägt. Ich setze mich gemütlich in den Sitz und lasse mich entführen in ein Flug-Abenteuer, das ganz neue Perspektiven auf die Welt da unten eröffnet.

 


Dieses Erlebnis der besonderen Art teilen die Teilnehmer der vom CVJM Baden ausgerichteten Gleitschirmfreizeit 2018. Von Jugendlich bis Berentet kommen sie aus ganz Deutschland angereist und treffen sich am Starttag morgens um neun am Kurpark Bernau im Schwarzwald. Einige kennen sich schon, neue Namen werden schnell gelernt. Nach der offiziellen Begrüßung durch – vertretungsweise – Markus Bingel (Gerd Gauss und Ekkehard Roth waren dann ab Montag mit dabei) von Seiten des CVJM sowie durch die Fluglehrer Walter Wagner, Günther Bohr und Thomas Latzel teilt sich die Schar in Grund- und Fortgeschrittenenkurs (D/A-Scheinkurs) sowie die Gruppe der Freiflieger. Da es regnet, bleibt der erste Tag bodenständig mit Wetterkunde und Theorieunterricht.


Ab dem zweiten Tag ist Flugwetter! Ausgestattet mit den eigens vom Wirt der Unterkunft geschnürten Lunchpaketen sammelt der Grundkurs erste Erfahrungen mit dem Starten, Steuern und Landen und beendet den Kurs mit einem ersten 100-Meter-Flug. Der kombinierte D-/A-Scheinkurs kann endlich Höhenluft schnuppern und Flugmanöver üben, und die Freiflieger erkunden die Fluggebiete in Bernau, Schönau und im Berner Oberland, ziehen Kreise im Aufwind, bestaunen die Berglandschaft von oben, genießen gemütliche Abgleiter oder üben sich auch mal im Groundhandling.

 

Abends treffen sich dann alle wieder im Kaminzimmer der Unterkunft für diese Freizeitwoche, dem
Berggasthaus Präger Böden. Das idyllische Haus ist das einzige am Hang; nur umgeben von Kuhweiden und Wald verspricht es eine echte Auszeit. Der Wirt und sein Team servieren ein 3- Gänge-Menü, dann beendet ein geistlicher Impuls von Markus oder Gerd mit gemeinsamem Singen und philosophischen Gedanken über Gott, die Welt und das gute Leben den offiziellen Teil des Tages. Der Abend klingt gemütlich aus mit persönlichen Gesprächen bei Wein und Knabbereien, Gesellschaftsspielen oder auch Bildern und Filmen von unseren Flugerfahrungen oder von Profis. Ein Highlight ist die Premiere des Films „Flügel“ von Thomas Latzel.

 

Viel zu schnell ist die Freizeit dann vorbei, und wir setzen zur Landung im Alltag an. Dankbar und
erfüllt von den wertvollen Erfahrungen verabschieden wir uns von der Gemeinschaft und der Woche Flieger-Abenteuer – begleitet von der Vorfreude aufs nächste Jahr, bis es wieder von einem der Fluglehrer heißt: „Aufziehen frei!“.

 

E.D.