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CVJM Baden Aktuell (Archiv)

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Raus auf´s Spielfeld!

Ob Stadt oder Land: Raus auf´s Spielfeld!

Geht. Macht. Tauft. Lehrt. Ein Hoch auf die Aktivisten.

 

Freunde, es reicht. Genug trainiert und Visionen in Gremien gesponnen. Es ist Zeit. Jesus spricht: Folge mir nach! Nicht: setze dich zu mir. Deswegen bewaffnet euch mit Laufschuhen, Skateboards, Fahrrädern – egal was, aber bewegt euch, lauft, rollt, rennt – alle schönen Konzepte für Stadt oder Land kannst du knicken, wenn sie nicht zur Umsetzung kommen. Deswegen: Raus auf´s Spielfeld. Die „Spielräume“ auf dem Land und in der Stadt, in denen wir leben, nehmen wir sowieso am besten wahr, wenn wir draußen unterwegs sind und nicht so lange in unseren frommen Räumen herum hocken und uns sammeln und wieder sammeln. Raus in den Kiez oder zum Bauwagen am Dorfrand! Man kann sich tot-sammeln. Es wird stickig. Was sind wir sesshaft geworden, aber Jesus sucht Nachfolger, Pilger, Entdecker, Nomaden. Lasst das mit den christlichen Subkulturen, die Welt braucht Beteiligungskulturen. Lieber draußen erkältet als drinnen erstickt.

 

Spielfeld

 

So wie George …

Wenn George Williams und die anderen Jungs lange Konferenzen abgehalten hätten, miteinander jahrelang Visionen und Leitbilder gestrickt hätten, dann behaupte ich glatt raus: Dann gäbe es heute keinen YMCA. Geradezu ansteckend liest sich die Biographie von dem wortkargen und rhetorisch eher unbegabten George, dem aber eines nachgesagt wurde: der betet wie ein Weltmeister und ist saumäßig fleißig. Wenn andere noch im Bett lagen, war er schon aufgestanden, hat seine Gymnastik gemacht, Bibel gelesen, gebetet und dann ab in den Tag. Und der war ordentlich getaktet: arbeiten, andere besuchen, jemanden zum Gottesdienst abholen, Unterricht in der Lumpenschule, Gebetsrunde, Geld sammeln für einen Kollegen in Not, wieder beten, kurz durchatmen, schlafen. Und so ging es tagein tagaus bis ins hohe Alter.

 

Jesus überall

Und wo hat der gute alte George Williams das alles her? Von keinem anderen als von Jesus Christus selbst! George hatte Jesus im Blut, im Herzen, in den Füßen, den Händen – überall. Er hat schnell beim Bibellesen und Beten entdeckt, wie Jesus drauf ist. Denn der war auch kein Freund von Konferenzen. Jesus baute keine Rabbi-Schule und kein CVJM-Haus und wartete bis die Leute reinkamen oder versuchte sie umständlich hereinzulocken. Er ging raus aus seines Vaters Haus, war mitten unter den Menschen, half ihnen im Alltag, heilte, ernährte, tröstete, richtete auf, provozierte, berührte die Herzen, bezeugte das Reich Gottes durch Wort und Tat in einem. Unterwegs – oft im Vorbeigehen - berief er sich dort seine Schüler und forderte sie oft ohne große Umwege auf, umzukehren, aber das nicht auf der Stelle, sondern in einem Schwung um die eigene Achse und gleich weitergehen, ihm folgen, ihm nachgehen und all das auch zu tun, was er tut. Und so sendete er sie schon los – oh Herr hilf – was war das für eine Mitarbeiterschulung, nicht mal ein paar Monate. Und er gab ihnen auf den Weg (Mt 10): lasst mal alles da, was euch beschwert, nehmt nur das Nötigste mit, erzählt die gute Nachricht weiter, dass Gott verrückt ist vor Liebe und schenkt Hoffnung, heilt, helft, macht satt, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, damit die Liebe Gottes bis in den Magen und die Knochen hin erfahrbar wird. Und das stößt nicht immer auf Beifall, keine Sorge, Jesus ging es auch nicht besser. Wenn sie euch verjagen, keine falsche Menschenangst, schüttelt den Staub von den Füßen und geht weiter. Geht. Macht. Tauft. Lehrt. (Mt 28,19) – Jesus-Aktivisten sind wir! Gott selbst ist der Aktivist in uns. Sei schlau, bau dein Haus auf Stein und nicht auf Sand, d.h. tue das, was du hörst. (Mt 8,24–28). Oder wie Bonhoeffer es später sagt: „Unser Christsein wird heute nur in zweierlei bestehen: im Beten und im Tun des Gerechten unter den Menschen. Alles Denken, Reden und Organisieren in den Dingen des Christentums muss neu geboren werden aus diesem Beten und diesem Tun.“

 

Braucht kein Mensch: Konjunktive, Sicherheitsdenken, zu viel Krempel

Der Tod im Topf ist, wenn man denkt, erst müssen wir alles nach innen klären, dann können wir nach draußen gehen. Ich sage euch: Jesus würde heute noch mit den Jüngern um den See Genezareth kreisen, sie sammeln und lehren, denn nach innen ist nie alles geklärt. Deswegen legt los mit Jesus im Blut. Wenn ihr etwas erkannt habt, setzt es bald um.  Streicht die unseligen Konjunktive aus eurem Vokabular. „Könnte, sollte, bräuchte, müsste“ braucht kein Mensch. Konzipiert auf dem Weg, nicht am grünen Tisch. Eine Skizze, ein Entwurf am Anfang als Vision und grobe Richtungsvorgabe sind gut, aber das reicht. Der Rest klärt sich unterwegs. Einfach ja sagen und das tun, was Gott einem vor die Füße legt. Es braucht nicht für alles einen Minutenplan und Regenersatzprogramm.

Es gibt heute und vor allen Dingen in Deutschland ein Sicherheitsdenken, dass alles Leben im Keim erstickt. Die tausend unverhältnismäßigen Verordnungen tun ihren Rest dazu. In manchen CVJM regiert dieser Top-Sicherheit-Nur-Nichts-Verändern-Geist, der junge Erwachsene dazu treibt, sich in anderen christlichen Jugendbewegungen lieber zu engagieren. Nicht selten kann ich sie verstehen.

Zudem hat sich eine Angst breit gemacht sich zu überlasten, dass schon alleine die Angst davor zur Überlastung führt. Und zuerst kürzen wir dann beim ehrenamtlichen Engagement, als mal unsere Medien-Handy-Fernseher-Computer-Zeiten zu checken oder wie viel Kraft wir aufwenden, unseren ganzen materiellen Krempel in Ordnung zu halten. Da geht Zeit drauf sage ich euch. Ich sehe das bei mir: Jedes angeschaffte Zeug zieht einen Rattenschwanz an Pflege, Aufpassen, Updaten hinter sich und schon laufen wir in einem Hamsterrad. So schön Immobilien sind, so immobil machen sie uns oft. Da macht die Weisung von Jesus, nur das Nötigste auf den Weg mitzunehmen, wieder ganz neu Sinn. Das macht nämlich frei, entlastet, denn Wohlstand bewirkt im wahrsten Sinne des Wortes nicht selten Herzkranzverfettung und geistliche Adipositas. Oder warum hat Jesus so oft vor Reichtum gewarnt? Sicherlich nicht um uns den Spaß zu verderben.

 

Zu einseitig? Zu provokativ? Ja hoffentlich!

Denn es hat einen Grund, warum ich so schreibe. Der eine und zentrale ist natürlich Jesus selbst. Der andere ist, dass ich es ganz häufig so erlebt habe: CVJM-Vereinen in der Stadt und auf dem Land geht es da am besten, wenn sie sich miteinander bewegen, rausgehen, Grenzen überschreiten, mit großem Vertrauen Verrücktes wagen, fröhlich mal scheitern, vielleicht auch zweimal J. Intensiver habe ich geistliche Gemeinschaft und Veränderung durch den Geist Gottes nie erlebt, als dann, wenn wir gemeinsam raus gegangen sind: Freizeiten, evangelistische Aktionen, Hausbesuche, Schuleinsätze, Workcamps, Jugendaustausch … – alles Aktivitäten, die uns nach innen gestärkt miteinander verbunden haben und bei denen Menschen zum Glauben gekommen sind. Deswegen: Freunde, es reicht. Raus auf´s Spielfeld. Folget ihm nach. Nehmt die anderen mit. Geht. Macht. Tauft. Lehrt.

 

Michael Götz, Generalsekretär im CVJM Bayern