Startseite> CVJM Baden Aktuell> Wer wird Europameister?

CVJM Baden Aktuell (Archiv)

Dieser Artikel befindet sich im Archiv!

Wer wird Europameister?

Endlich rollt der Ball. Die Euro läuft. Das Runde muss ins Eckige und wer mehr Tore schießt, gewinnt. Ich wünsche mir auf jeden Fall schöne Spiele und wenn ich das so offen sagen darf, dass Deutschland zum vierten Mal Europameister wird. Dann wäre es für mich eine äußerst gute EM.

 

EM

Bildquelle: www.wikipedia.de 

 

Die Voraussetzungen scheinen dafür ideal. Schon der Name des Balls verspricht für jeden Fußballfan den Himmel auf Erden. Er heißt "Beau Jeu" - schönes Spiel. So soll Fußball sein. Welch romantische Vorstellung. Dabei geht es doch ums Gewinnen, um Titel und vielleicht auch einfach nur ums Geld. Angesichts der Terrorgefahr und der in den Medien allgegenwärtigen Schreckensmeldungen zeigt sich, dass der Schmerz dieser Welt auch auf die schönste Nebensache der Welt keine Rücksicht nimmt. Die Not liegt vor den Toren der schönen Dinge. Einmal finden Petrus und Johannes einen gelähmten Mann vor dem schönen Tor auf den Weg zum Gottesdienst (vgl. Apg 3). Sie helfen ihm zuerst auf die eigenen Beine und feiern dann gemeinsam im Tempel. So ist Gemeinschaft schön.

Ginge es hier nur um das schöne Tor, als Objekt zum Anschauen, bliebe der oder die Hilfsbedürftige auf der Strecke. Wir benötigen also vielmehr offene Türen, die Gemeinschaft ermöglichen.

Auf dem Weg zum Fußballhighlight des Jahres, aufgeladen mit großen Emotionen, werden wir mit dem Leid und der Angst vor den Toren Europas konfrontiert. Es heißt: Fußball verbindet. „Fußball ist eine der wichtigsten Aktivitäten, die Menschen zusammenzubringen“, sagte der Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela. Das lässt auch für dieses Fußballfest und vor allem für Europa hoffen.

 

Europa steht vor großen Herausforderungen und der Frage, wie wir hier in Zukunft unsere Gemeinschaft gestalten wollen. Deutlicher denn je wurde dies in den Diskussionen rund um die Flüchtlingsfrage. Vielleicht kommt die Euro gerade recht, die uns an unsere Gemeinschaft erinnert, die für Christen selbstverständlich über Länder- und Sympathiegrenzen hinausgeht. Bonhoeffer sagte es einst so: „Ein Christ kommt zum anderen nur durch Jesus Christus (...) Christus hat den Weg zu Gott und zum Bruder freigemacht.“, und meinte damit, dass wir allein aus uns heraus so unsere Schwierigkeiten mit dem Zusammenleben haben. Aber durch Jesus, der von sich sagt, „ich bin die Tür“, können äußere und innere Grenzen überwunden werden.

 

Was wäre es für eine schöne Welt, wenn zumindest wir Christen zusammenstehen könnten? Warum also nicht jemanden zum gemeinsamen Fußballschauen einladen, mit dem man sich mal wieder aussprechen sollte? Warum nicht während der nächsten Fußballwochen jemanden besuchen, der mit seinem Schmerz alleine ist? Warum nicht für Gemeinschaft in Europa, dem christlichen Abendland, beten?

In diesem Sinne wären wir gemeinsam für Europa und mit schönen Toren verantwortungsbewusst offen für die Menschen, die in dieser Welt am Boden liegen. Damit käme das Schöne des christlichen Glaubens, wohl gut sichtbar für andere, für die Welt zum Vorschein. Eine Meisterleistung. Euch allen eine schöne EM.

 

Matthias Kerschbaum