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Fußball & Gottesdienst feiern - Bausteine für einen JuGo zur EM

Bei der Europameisterschaft 2016 soll die Kunst des Fußballs gefeiert werden - so das Motto für das Turnier in Frankreich. Die Begeisterung für den Fußball ist oft ansteckend, ja elektrisierend. Andere stehen dem Hype rund um ein großes Turnier ablehnend gegenüber. Im Jugendgottesdienst zur EM soll Begeisterung spürbar werden, nicht nur für den Fußball, sondern für Gott. Er soll eine Feier sein, die eher an Stadion als an einen traditionellen Sonntagsgottesdienst erinnert.

Jugendliche sollen sich willkommen fühlen, sie sollen Teil der Feier sein und nicht nur Zuschauer. Und sie sollen Orientierung für ihr Leben erhalten. Die Fußballbegeisterung denkt oft nur von Samstag zu Samstag oder von Turnier zu Turnier, der Glaube dagegen will im Alltag, an jedem Tag Freude wecken, ganz im Sinne von Philipper 4,4: „Freut euch immerzu, weil ihr zu Jesus gehört! Ich sage es noch einmal: Freut euch!“

 

1. Fußball und Verkündigung

Was hat Fußball mit christlicher Verkündigung zu tun? Ein Aspekt ist dabei die Sprache als wesentlicher Teil menschlicher Kommunikation. Von Martin Luther lernen wir, „dem Volk aufs Maul zu schauen“ und die Sprache der Menschen zu sprechen. Von Jesu Missionsauftrag Matthäus 28,18-20 her gesehen, stellt sich die Frage, „wie die Vermittlung des Evangeliums in die Welt des Fußballs hinein erfolgen kann“1.
Mit Blick auf die Adressaten eröffnet sich weiter die Möglichkeit, „Fußball als wesentlichen Bestandteil der Lebenswirklichkeit vieler Menschen wahrzunehmen, und von dort aus zu fragen, wie er einen Platz in der christlichen Verkündigung finden kann“2.
Bonhoeffer wollte darauf hinaus, „dass man Gott nicht noch an irgendeiner allerletzten heimlichen Stelle hineinschmuggelt, sondern dass man die Mündigkeit der Welt und des Menschen einfach anerkennt, dass man den Menschen in seiner Weltlichkeit nicht ‚madig macht’, sondern ihn an seiner stärksten Stelle mit Gott konfrontiert, (…)“3.

Jesus ist den Menschen in ihren Alltagssituationen begegnet. Diese griff er ganz konkret auf. Ähnlich hat Paulus gehandelt. Er hat nicht ins Blaue hinein verkündigt, sondern dort angeknüpft, wo die Menschen standen und hat versucht, sich der Lebenswelt der Menschen anzunähern. Ganz nach dem Motto: „Den Juden ein Jude…, dem Fußballer ein Fußballer“ (frei übersetzt nach 1. Korinther 9,20ff).
Fußball und Wortverkündigung sollten am Beispiel biblischer Geschichten der Altersgruppe entsprechend sinnvoll aufeinander bezogen sein. Es besteht aber dabei die besondere Herausforderung, dass keine törichte Begeisterung entfacht wird, die Menschen zu kopflosen, geistlosen „Fans“ (von Fanatiker) macht, die irgendeinen Star vergötzen. Kritische Abgrenzung ist dringend notwendig. Man sollte immer darauf achten, dass der biblische Bezug stimmig ist!

 

2. Aufbau und Ablauf

Hier geht es nur um ein Beispiel. Der Ablauf sollte gemeinsam von allen Beteiligten entwickelt werden.

  • Begrüßung und Eingangsvotum
  • Lieder
  • Gebet und Psalm
  • Bausteine: Einstieg/Anspiel/Aktion
  • Bibeltext / Lesung
  • Wortimpuls
  • Austausch
  • Bausteine: Aktion, …
  • Lieder
  • Gebet, Vater Unser
  • Segen

 

3. Themenvorschläge4

Berufung in das Nationalteam / Mark 2,13-17 (Berufung des Levi)
Berufen zum Glauben an Jesus
Gerufen um in der Mannschaft mitzuspielen

Gastfreundschaft / Luk 10,38-42: Maria und Martha
Gastfreundschaft üben

Chance / Joh 8,1-11: Jesus und die Ehebrecherin
Die Frau bekommt von Jesus eine neue Chance auf Leben
Wo gibt mir Jesus heute eine 2. (oder 3.) Chance?

Zuschauer oder Mitspieler?! / Luk 19,1-10: Zachäus
Am Spielfeld stehen und aus der Distanz (ohne Risiko) zusehen oder mitten dabei sein und sich selber einsetzen?!

Trainer
Joh 13,4-15: Fußwaschung „Tut, was ihr mich tun seht“
Jünger/in sein bedeutet: lernen von Jesus
Zuschauen und nachmachen

Kameradschaft / Mk2, 1-5: Die Freunde und die Heilung des Gelähmten
Einer für alle, alle für einen
Füreinander einstehen, sich einsetzen und zusammen stehen

Es geht ums Ganze / Mt 19,16-24: reicher Jüngling
An was hängt mein Herz?
Was ist mein Ziel im Spiel / im Leben?

Fairness / Mk 12,31: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst
Was du nicht willst, das man dir tu ...
Trotzdem voll spielen, d.h. mit ganzem Einsatz

Weitere Themen lassen sich anhand der Andachten in folgendem Buch finden:
Matthias Kerschbaum (Hg.) / Bernd Popp (Hg.) / Henrik Struve (Hg.): Wir fahren zur WM Brasilien, 31 Fußball-Andachten; 2014

 

4. Moderation

Das Moderationsteam kann sich dem Thema angemessen kleiden (Fan- bzw. Spieleroutfit).

Das Moderationsteam ist besonders gefordert, die einzelnen Punkte gut einzuführen, damit keine religiöse Überhöhung des Fußballsports entsteht. Fußball ist und bleibt für manche eine „Lebenslust“. Nicht mehr und nicht weniger. Für manche wird die Faszination bei großen Turnieren wahrscheinlich zum „Fußball-Wahnsinn“. Auch diese Jugendlichen gilt es im Sinne der Gastfreundschaft im Blick zu haben.

Hinweis: Es ist wichtig, dass es zu den Verantwortlichen passt und sie selbst dahinter stehen bei dem, was sie im Jugo umsetzen wollen.

 

5. Gestaltung liturgischer Elemente

Die vorgestellten Formen der liturgischen Elemente müssten durch die Moderation deutlich eingeführt und durch eine optische Unterstützung (Präsentation per Beamer) begleitet werden.

Noch vor Beginn eines Fußballspiels sind die Fans beim Aufrufen der Spielernamen durch den Stadionsprecher beteiligt. Zum Beispiel:
Stadionsprecher: „Mit der Nummer 13 Thoooomaaaas“; darauf antworten dann die Fans der Mannschaft mit dem Nachnamen: „Müüüülleeeer“. Während des Spiels rufen sich Fanblocks gegenseitig auch Anfeuerungsrufe zu. Solche Elemente des „Shout and Response“ können im Gottesdienst aufgenommen werden.

 

Eingangsvotum
Moderation: Wir feiern diesen Gottesdienst nicht in unserem Namen, sondern im Namen Gottes. Dies machen wir uns am Anfang des Gottesdienstes bewusst, in dem wir sagen, „wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Das tun wir heute in einer etwas anderen Form. Jeder, der möchte, ist eingeladen das Votum laut mitzurufen, wenn ich euch ein Zeichen gebe.

Moderation: „Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes, des“
Gemeinde: „Vaters“

Moderation: „und des“
Gemeinde: „Sohnes“

Moderation: „und des Heiligen“
Gemeinde: „Geistes“

Moderation und Gemeinde: „Amen“

 

Psalm
Der Psalm wird abwechselnd in Form eines Seitenwechsels gebetet werden. Hier ist eine optische Unterstützung notwendig.

Grundsätzlich zum Thema Begeisterung und Fußball eignen sich zum Beispiel

  • Psalm 31 (V.9 „Du hast mich auf weites Feld gestellt, wo ich mich frei bewegen kann.“ - Basisbibel)
  • Psalm 47 (V.1 „Klatscht in die Hände! Begrüßt Gott mit fröhlichem Jubel!“ - Basisbibel)
  • Psalm 121 (V.3 „Er lässt deinen Fuß nicht straucheln.“ - Basisbibel)

Vom Bistum Mainz gibt es auch einen Fußballpsalm, der sich an Psalm 23 anlehnt.

 

Glaubensbekenntnis
Das laute Rufen gehört einfach zum Fußball und könnte auch bei einem selbst entwickelten Glaubensbekenntnis aufgenommen werden.
Beispiel:
Moderation:
Wir bekennen wie viele Christen auf der Welt unseren Glauben. Heute in einer etwas anderen Form. Jeder, der möchte, ist eingeladen auf meine Worte „laut rufend“ zu antworten. Die zurufenden Verse werden per Powerpoint angezeigt oder auf Schildern hochgehalten.

Moderation: „Jesus“
Gemeinde: „Christus“

Moderation: „Jesus“
Gemeinde: „Erlöser“

Moderation: „Jesus“
Gemeinde: „Leben“

Oder:
Moderation: „Wir sind Kinder“
Gemeinde: „Gottes“

Moderation: „Wir sind Schwestern und Brüder“
Gemeinde: „Jesu“

Moderation: „und wir sind ein Tempel des Heiligen“
Gemeinde: „Geistes“.

 

Gebet / Segen
Beim Gebet oder beim Segen bietet sich mit Blick auf die Fußballkameradschaft, das Zusammenstehen mit Umarmung (oder Halten an den Händen) an. Noch viel mehr als beim Fußball ist es uns als Christen möglich, dies zu tun, denn in Jesus gehören wir als Schwestern und Brüder zusammen.

 

6. Bausteine/Aktionen

EM-Studio
Gäste (mehr oder weniger prominent, aber bekannt in eurem Ort)  werden zu Glaubens- und Fußballthemen (z.B.: „Darf man für einen Fußballsieg beten?“, …) interviewt. Hier bietet sich beispielsweise die Kooperation mit einem Sportverein vor Ort an.

 

Halbzeitaktion
Beim Fußballspiel wird in der Halbzeitpause ein Seitenwechsel vollzogen. Im Gottesdienst können ebenfalls die Sitzplätze der Menschen gewechselt werden. Die linke Hälfte wechselt mit der rechten Hälfte.

 

Torwandschießen wie im Sportstudio (mit fair gehandelten Fußbällen!)
Im Gottesdienst treten beispielsweise ein Jugendlicher, ein Gast und der/die Pfarrer/in gegeneinander an. Im Rahmen dieser Aktion ist es möglich, auf die gemeinsame Weltverantwortung am Beispiel fair gehandelter Bälle hinzuweisen. (siehe dazu im Gepa-Shop) Weiter bietet sich diese Aktion im Zusammenhang mit dem EM-Studio an.

 

Film
Ein kurzer Ausschnitt aus einem Film oder ein selbst gedrehter Kurzfilm kann als intensiver Einstieg dienen. Die Filme „Das Wunder von Bern“, „Kick it like Beckham“ „Fußball ist unser Leben“ und „Fußball Gott. Das Tor zum Himmel“ bieten interessante Ausschnitte an.

 

Anspiel
Jugendliche als Fußballfan verkleidet (Trikots, bemalte Gesichter, Fahnen, …) kommen herein und setzen sich einfach vorne hin. Dabei läuft ein Fußballsong im Hintergrund, ein Kameramann läuft mit Kamera umher und bleibt vor dem „Fanblock stehen“. In diesem Rahmen kann es dann zu den zum Thema führenden Dialogen oder Aktionen kommen.

 

Mitmachaktionen
Kurze Aktionen (Icebreaker) dienen der Auflockerung, wie z.B.: Laola-Welle, Sprechgesänge wie “Zicke Zacke…“ oder „Humba täterä“, kurzes Lied grölen, …

 

7. Schlusswort

Ein religionsähnliches Verhalten bei Fußballbegeisterten zu entdecken und eine übersteigerte Form der Vergötzung des Fußballs zu kritisieren, sind wichtige Herausforderungen. Christliche Jugendarbeit hat damit eine Verantwortung und eine Aufgabe, die darüber hinausgeht, Fußball nur als missionarische Chance zu sehen. Eine besondere Begleitung des gesellschaftlich bedeutsamen Ereignisses ist grundsätzlich zu empfehlen. Diese Form der Begleitung benötigt innerhalb christlicher Jugendarbeit im Jahr 2016 einen besonderen Freiraum.

 

8. Literaturtipps

Bernd Popp; Matthias Kerschbaum (Hrsg.): Der Fußballgott in der Kreisklasse – Fußball und christliche Jugendarbeit, 2006. (hier bei buch+musik erhältlich)

 

Matthias Kerschbaum (Hg.) / Bernd Popp (Hg.) / Henrik Struve (Hg.): Wir fahren zur WM Brasilien, 31 Fußball-Andachten, 2014. (hier bei buch+musik erhältlich)

 

Der Artikel basiert auf „KE NAKO (Es ist an der Zeit) – ein WM-Jugo, der es in sich hat“. Erstveröffentlicht in: "unerschrocken", Jugendgottesdienstmaterial 2010 des Evangelischen Landesjugendpfarramts in Württemberg. Bearbeitet wurde von Raphael Fauth, Pfarrer im Evang. Jugendwerk in Württemberg und Redaktionsmitglied. 

 

1Torsten Sternberg, in: Bernd Popp; Matthias Kerschbaum (Hrsg.): Der Fußballgott in der Kreisklasse – Fußball und christliche Jugendarbeit. Stuttgart 2006, 33.
2Ebd.
3Dietrich Bonhoeffer, in: Bethge, Eberhard (Hrsg.): Widerstand und Ergebung, Briefe und Aufzeichnungen in Haft, München 1951, 236.
4Die Themen sind dem Andachtsbuch zur WM 2006 „4 Wochen mit…“ des Evangelischen Jugendwerks Kirchheim/Teck entnommen.

 

 

Von: Matthias Kerschbaum, CVJM-Generalsekretär, Baden

Quelle: www.jugendgottesdienste.de