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Das Christival ist ein wichtiger Impuls

Interview mit Kuratoriumsmitglied Landesbischof Cornelius-Bundschuh

 

Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh ist Landesbischof der Evangelischen Landeskirche in Baden. Sie hat ihren Sitz in Karlsruhe. Der Bischof gehört zum Kuratorium des Christival 2016. Mit ihm sprach Michael vom Ende, Pressesprecher des Christival.

Christival: Herr Landesbischof, Sie sind im Kuratorium des Christival – warum ist Ihnen das wichtig?
Cornelius-Bundschuh: Ich denke, das Christival ist ein wichtiger Impuls. Es spricht eine ganze Reihe junger Menschen bei uns an. Und darauf freuen wir uns, weil Versöhnung für die Kirche und ihre Jugendarbeit ein wichtiges Thema ist. Ich finde es wunderbar, dass Sie mit dem Christival nach Baden kommen und es gibt ja auch schon lange, vielfältige Verbindungen zwischen Baden und dem
Christival. Schön, dass Sie da sind. Deswegen bin ich gerne im Kuratorium.

 

Jochen Cornelius-Bundschuh

Landesbischof Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh, Evangelische Landeskirche in Baden (Foto: Evangelische Landeskirche in Baden)

 


Christival: Haben Sie eigentlich eine eigene Christival-Geschichte?
Cornelius-Bundschuh: Nein, ich habe selber keine Christival-Geschichte. Ich bin stärker ein Mensch, der vom Kirchentag geprägt ist, schon seit meiner Jugendzeit. Ich habe selber nie an einem Christival teilgenommen. Aber ich habe es „von ferne“ begleitet, wie das so ist, wenn man im Pfarramt oder später in der Theologen-Ausbildung tätig ist. Da gab es immer wieder Kontakt mit Menschen aus dem Bereich des Christival.

Christival:
Beim ersten Christival 1976 besuchten 40.000 Menschen alleine den Abschluss-Gottesdienst. Das Christival 2016 erwartet 13.000 Dauerteilnehmende, wie viele am Abschlussgottesdienst teilnehmen werden, ist noch ungewiss. Haben Sie Erklärungen für diese sehr unterschiedlichen Zahlen?
Cornelius-Bundschuh: Es ist so, dass die erste Veranstaltung einer Reihe immer auch ein Vorteil ist. Das Frische, das Neue lockt immer viele Menschen zusätzlich an. Außerdem denke ich, dass es heute in der kirchlichen Jugendarbeit sehr viele attraktive Angebote gibt, zum Beispiel beim CVJM, dem Christlichen Verein junger Menschen und dem VCP, dem Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder. Aber 13.000 ist doch eine wunderbare Zahl. Es ist toll, dass so viele Menschen da sind und sich auf ein Miteinander einlassen, Gespräche führen, Gottesdienste feiern und miteinander beten. Und es ist wichtig für uns, dass wir nicht immer auf die Zahlen blicken, sondern dass das Christival ein Fest ist, das Jugendliche motiviert, ihren Weg mit der Kirche und mit Jesus Christus weiterzugehen.

Christival: Ich darf nachfragen: Früher waren die Angebote nicht so vielfältig wie heute?
Cornelius-Bundschuh: 1976 habe ich angefangen zu studieren, da waren 40.000 Besucher beim Abschlussgottesdienst richtig viele. Heute sind zwar weniger Jugendliche in der Kirche zu finden und es gibt insgesamt größere Vorbehalte, sich zu verpflichten und sich zu engagieren. Gleichzeitig ist diese Generation aber sehr viel breiter aktiv. Viele Jugendliche mit christlichem Hintergrund engagieren sich zum Beispiel in der Flüchtlingsarbeit oder beim CVJM.

Christival: Hätten Sie von sich aus das Christival-Thema „Jesus versöhnt“ genannt? Welche Welten öffnen sich mit diesen beiden Worten?
Cornelius-Bundschuh: Ich war an der Themenfindung nicht beteiligt, aber: „Jesus versöhnt“ ist ein gutes Thema. Es setzt zwei Akzente, die für Jugendliche und ihren Glauben wichtig sind. Zum einen ist es die Frage nach Jesus und der Identifikation mit ihm. „Was würde Jesus sagen, was würde er tun?“ ist eine Frage, die viele Jugendliche begleitet und umtreibt. Zum anderen ist das Thema „Versöhnung“ in doppelter Richtung zentral. In Richtung „Kreuz“: Wie lebe ich meinen Glauben? Wie lebe ich mit Gott? Und in Richtung „Miteinander“ für unsere Gesellschaft. Das Thema des Christivals „Jesus versöhnt“ ist sehr aktuell angesichts dessen, was im Moment an Spaltung, an Segmentierung und teilweise auch an Hass in der Gesellschaft zu finden ist.

Christival:
Das Christival steht nach eigener Aussage für „Orientierung und Wegweisung, Hilfestellung und Förderung“. Vier doch eher technische Begriffe – füllen Sie diese Worte bitte jetzt in Bezug auf die jungen Teilnehmenden.
Cornelius-Bundschuh: „Orientierung und Wegweisung“ - da bin ich bei der Frage, welche Bilder von Wegen, welche Vorbilder, welche Perspektiven wir auf der Basis der Bibel im christlichen Glauben entwickeln. Ich persönlich sehe ein Bild vor mir, das mich sehr stark in den letzten Jahren begleitet hat: Wir vollziehen die Bewegung Gottes in die Welt nach. Gott kommt als Kind in der Krippe zu uns und damit beginnt eine Bewegung, die die Menschen, die ihm begegnen, mitreißt. Jünger undHirten – und Leute, die seine Gegner sind. Aber diese Bewegung Gottes zu den Menschen geht für ein Leben im Geist Christi immer weiter. Das ist die wichtigste Orientierung oder Wegweisung, die wir haben: Lasst euch in diese Bewegung hineinnehmen! Wir müssen uns da nicht verkrampfen und eng werden, sondern wir können mit einer großen Weite diese Bewegung Gottes aufnehmen. Diese Bewegung lässt nichts aus, wie man an der Krippe und vor allen Dingen am Kreuz erkennen kann. Sie lässt nichts aus, sie geht hinein in unsere Welt und will sie verändern.

„Hilfestellung und Förderung“ – das geschieht zuerst durch Gott. Die Bewegung Gottes, von der ich eben sprach, möchte ich mit unterschiedlichen Bildern beschreiben: Da hakt Gott sich bei mir unter und geht mit mir Schritte. Oder Gott fährt mit mir auf dem Tandem: Er vorne, ich hinten. Mit diesen Bildern wird deutlich: Gott lässt sich in Jesus Christus auf unsere Wirklichkeit ein, öffnet uns Türen und schafft uns Möglichkeiten Wie gehen Jugendliche mit ihren Erwartungen an sich selbst oder mit den Erwartungen der Eltern oder der Schule um? Wie stützt und stärkt Gott, wie macht er Mut, einen eigenen Weg zu gehen? Hier greift das Christival-Thema.

Christival: Der Christival-Claim lautet: „Meine Generation. Mein Glaube. Mein Festival.“ Nun sind die Teilnehmer, ab 14 Jahre, nicht Ihre und nicht meine Generation. Was können Sie aus Sicht der jungen Leute, als „alter Mann“ als Chancen und Gefahren dieses Claims ausmachen?
Cornelius-Bundschuh: Meine Generation – diese Unterscheidung von früher funktioniert heute nicht mehr: Ältere fühlen sich sehr jung und die Jungen wollen als Erwachsene ernst genommen werden. Wichtig ist, den Jugendlichen zu sagen: Ja, wir nehmen euch ernst. Wir ermutigen euch, ein eigenes kirchliches Profil auszubilden. Wir freuen uns, dass Ihr die Bibel ernst nehmt, dass ihr über euren persönlichen Glauben redet, passend zu eurer Generation. Wir haben heute ja eine massive Teilung der Gesellschaft, jede Werbestrategie richtet sich immer auf eine Altersgruppe oder ein bestimmtes Milieu aus. Ich plädiere deshalb für alles, was verbindet, was Begegnung schafft, auch wenn Reibung entsteht zwischen denen, die zu verschiedenen Generationen und Milieus gehören.

Mein Glaube – Ich bin gefragt in meinem Glauben, aber die große Botschaft des Evangeliums ist: Andere glauben für mich mit, andere stärken mich in meinem Glauben, Christus zuallererst. Hier sage ich: Ja, ich bin gefragt, aber ich kann mich auch auf die anderen und den Anderen verlassen. In meinem Glauben und in meinen Zweifeln, in allem, was mir da manchmal schwer ist. Christus trägt diesen Glauben. Der Glaube ist selber schon ein Geschenk.

Mein Festival – Wir hoffen, dass das Christival genau das wird. Das Festival des Einzelnen und gleichzeitig das Festival all der anderen, die kommen. Ein Festival mit ganz vielen Begegnungen, auch das Festival unserer Landeskirche, die mit dabei sein kann.

Christival: Das Christival findet in Karlsruhe statt. Das ist für Sie ja ein Heimspiel. Welche Chancen sehen Sie für das Christival und welche für Karlsruhe?
Cornelius-Bundschuh: Karlsruhe ist einfach eine sehr gastfreundliche und einladende Stadt mit eben solchen Menschen! Wir haben Erfahrung mit dem Gospelkirchentag. Wir haben mit vielen anderen Veranstaltungen hier in Karlsruhe Erfahrung. Die Menschen freuen sich auf Menschen, die kommen, sie sind interessiert. Wir hatten im letzten Jahr das 300-jährige Stadtjubiläum mit sehr vielen Begegnungsveranstaltungen. Karlsruhe ist eine gute Stadt für ein Festival. Für Karlsruhe sehe ich die Chance, dass viele Karlsruher Jugendliche, Schülerinnen und Schüler vielleicht das Gefühl haben: Da können wir wenigstens mal reingucken Und vielleicht können sie sehen, welche Formen es gibt, den christlichen Glauben zu leben. Evangelisch und ökumenisch zu erleben, was „Jesus versöhnt“ bedeutet, z. B. beim „Picknick im Schlossgarten“ am Samstag. Vielleicht mit einer ausgebreiteten Decke im Park und der Einladung zur Begegnung: „Nehmt doch Platz, setzt euch zu uns. Vielleicht kommen wir ins Gespräch.“ Da gibt es wirklich Chancen für beide Seiten.

 

Christival: Vielen Dank für das Gespräch.


 

Christival Banner


Zum bundesweiten „Christival“ werden vom 04. – 08. Mai 13.000 Teilnehmende ab 14 Jahre in Karlsruhe erwartet. Veranstaltet wird das christliche Festival für „Orientierung und Wegweisung, Hilfestellung und Förderung“ vom gemeinnützigen Verein Christival e. V. mit mehr als 130 Mitgliedern. Die Veranstaltung findet mittlerweile zum sechsten Mal seit der ersten Veranstaltung 1976 in Essen statt. 1. Vorsitzender des Vereins und Hauptverantwortlicher der diesjährigen Veranstaltung ist Karten Hüttmann (Kassel).

 

 

Presse Christival:
Christival e. V.
Zeppelinstr. 7 B
76185 Karlsruhe

 

Weitere Informationen: www.christival.de