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Der CVJM Karlsruhe erhält Stiftungspreis

Stifungspreis würdigen zukunftsweisendes Handeln

 

Innovative Vermögensverwaltung, kleine Hilfen mit großem Effekt und Originalität machten das Rennen.

 

» Zum ersten Mal wird der Evangelische Stiftungs- und Stifter/-innenpreis vergeben. Künftig werden die beiden Preise im jährlichen Wechsel von der Stiftung der Evangelischen Landeskirche in Baden sowie der Stiftung Diakonie Baden ausgeschrieben.
Mit dem Evangelischen Stifter/-innen-Preis wird vorbildliches
stifterisches Handeln von Einzelnen gewürdigt. Erste Preisträger
sind Dr. Karl und Renate Schneider: Das Ehepaar hat nicht nur 2009 mit einer Zuwendung von 500.000 Euro die Stiftung Christuskirche Mannheim errichtet, sondern sich seit damals engagiert und erfolgreich um weitere Zustiftungen bemüht.
Preisgelder von insgesamt 3.500 Euro belohnen „vorbildliches Stiften“. Es geht um die positive Ausstrahlung von Stiftungen
auf ihr Umfeld, kreative Werbeaktionen und erfolgreiche Konzepte
der Vermögensverwaltung. Am 1. Oktober erhalten drei Initiativen beim „Stiftungsforum Kirche und Diakonie“ die Auszeichnung,
gespendet von der Evangelischen Bank eG.

 

Stiftung CVJM Karlsruhe

Haus Nowackanlage 5 während der Bauarbeiten

 

Das Rennen um den ersten Platz machte die CVJM Kinder- und
Jugendstiftung Karlsruhe mit ihrer originellen Vermögensverwaltung.
Dicht gefolgt von der Stadtmission Heidelberg, die mit geringem finanziellem Aufwand nachhaltig zum Wohlbefinden alter Menschen beiträgt. Sie schaffte beispielsweise Klanginstrumente und Sonnensegel an. Gleichauf, ebenfalls mit einem zweiten Platz ausgezeichnet, die Karlsruher Stiftung „Junge Bergdörfer“. Sie nutzte die Beratung der Landesstiftung und setzte sie kompetent bei ihrer Gründungskampagne um, definierte klare Ziele und schaute über die Grenzen der eigenen Pfarrgemeinde hinaus.

 

Stiftung CVJM Karlsruhe

Baueinsatz von ehrenamtlichen Mitarbeitern.  Darüber das alte, marode Dach.

 

Welche Idee die CVJM Kinder- und Jugendstiftung Karlsruhe
verwirklichte, erklärte ihr Vorsitzender Martin Schubart im Interview
mit ekiba intern.


Wer kam auf die Idee, sich für den Stiftungspreis zu bewerben?
Meine Frau hatte die Idee. Wir haben die Ausschreibung in ekiba intern gelesen und waren der Meinung, dass unsere Stiftung etwas Besonderes auf die Beine stellt, das nicht jeder macht. Wir hatten kein Muster oder Modell dafür. Mit dem, was „alle“ machen, kann man bei einem solchen Preis nicht punkten.


Waren Sie überrascht, zu den Preisträgern zu gehören?
Das ist nicht so einfach zu beantworten. Ich konnte es nicht einschätzen. Mit unserem Projekt, hinter dem wir persönlich stehen, und das wir gut finden, sind wir bei vielen öffentlichen Einrichtungen abgeblitzt, was Förderanträge angeht. Obwohl wir Wohnraum schaffen, ohne neue Flächen zu versiegeln. Obwohl wir etwas absolut Sinnvolles machen. Mit dem Preis sehe ich das entsprechend gewürdigt.


Ihre innovative Vermögensverwaltung wurde ausgezeichnet. Um was geht es dabei?
Bei den meisten Stiftungen wird der Stiftungszweck durch die Zinsen verwirklicht. In unserem Fall wird das Vermögen in Form von Wohnraum für die CVJM-Arbeit genutzt. Das CVJM Haus haben wir um ein ganzes Stockwerk erhöht. Dafür nutzten wir einen großen Teil des Kapitals der Stiftung. Künftig wird die Stiftung mit ihrer Immobilie höhere Erträge erzielen als mit Geldanlagen bei der Bank, da wir das neue Dachgeschoss vermieten. Die Idee zur Erweiterung kam uns, weil wir immer mehr Anfragen für unsere bereits bestehende christliche Wohngemeinschaft hatten als Plätze. Sie soll nun von der
Erweiterung profitieren.


Warum sind neue Formen der Vermögensverwaltung gefragt?
Die Häuser rund um das CVJM-Haus waren alle eine ganze Etage höher, das fiel richtig auf. Deshalb kam uns die Idee wie eine Initialzündung, unser Gebäude aufzustocken. An erster Stelle standen gar nicht die derzeit niedrigen Zinsen. Eher hat die Not junger Leute, ein Zimmer zu finden, eine größere Rolle gespielt. Dann ist unser Projekt angerollt.


Kann Ihre Idee auch ein Rezept für andere Stiftungen sein?
Wahrscheinlich haben andere Stiftungen eher keine zu niedrigen
Häuser. Aber mit einer Immobilie Einkommen zu erwirtschaften und gleichzeitig Wohnraum zur Verfügung zu stellen, das ist grundsätzlich gut. Das ist nicht neu, es gibt auch andere, die das Konzept bereits angewandt haben. Aber wir setzen es gut um.

 

Gab es Hindernisse?
Ich ging davon aus, dass wir von der öffentlichen Hand Zuschüsse
erhalten. Das war nicht der Fall, weil wir die unterschiedlichsten
Kriterien nicht erfüllt haben. Unterkünfte für Familien werden eher gefördert, für Studenten gibt es nichts. Das hatte ich nicht erwartet.


Wie haben Sie darauf reagiert?
Wir haben zähneknirschend beschlossen, die Schaffung des neuen Wohnraums selbst zu bezahlen. Notfalls müssen wir ein Darlehen aufnehmen.


Welche unliebsamen Überraschungen haben Sie erlebt?
Bei einem Unwetter hatten wir einen massiven Wassereinbruch unter dem Dach. Er führte dazu, dass auch die Wohnung unterhalb geschädigt wurde. Es ist bislang unge klärt, wer für die Reparaturen aufkommen muss.
Wir haben nicht damit gerechnet, dass es so aufwändig und anstrengend ist, das alte Dach abzureißen. Das haben wir größtenteils in Eigenleistung abgerissen. Es bestand aus Stroh, Holz und Schmutz. Tagelang waren wir im Dreck beschäftigt.
700 ehrenamtliche Arbeitsstunden haben wir hinter uns gebracht, nur für diesen Abriss, für das, was alles raus musste.
Das Gefährliche hat eine Fachfirma übernommen, das ist klar.


Wie rekrutieren Sie ihre Helferinnen und Helfer?
Es gibt einen Bauausschuss, der die Baustelle mit dem Architekten
plant und Bindeglied ist zwischen den 300 Vereinsmitgliedern des CVJM Karlsruhe und dem Projekt. Wenn wir Baueinsätze haben, geht vorher ein Mail an alle CVJM-ler. Es ist völlig normal, dass es besser ist, jeden persönlich anzusprechen, um zur Mitarbeit zu motivieren. Manchmal sind zwanzig Leute auf der Baustelle. Gelegentlich stehen nur zwei auf der Matte.

 

Was bewirkt das Projekt bei den Ausführenden?
Wir bauen nicht nur gemeinsam, sondern kommen ins Gespräch,
kurioserweise auch mit Leuten, mit denen wir vorher kaum etwas zu tun hatten. Mancher junge Mensch ist begeistert, sich richtig verausgaben zu können, „den Tiger rauszulassen.“ Am Planen sind wir seit zwei Jahren, beim Handeln seit ein paar Monaten. Jetzt ist nicht mehr nur Kopfarbeit angesagt. Deshalb haben einige Mitarbeitende nun die Chance, richtig mit anzupacken und mittendrin im Geschehen zu sein.


Welchen Rat geben Sie möglichen Nachahmern?
Sich durch Rückschläge nicht entmutigen lassen, sondern weiter
machen. Für das Gelingen beten.


Wofür soll das Preisgeld verwendet werden?
Erst einmal freue ich mich darüber, dass wir einen Preis erhalten. Wir haben über die Verwendung im Vorstand noch nicht gesprochen. Eine Idee wäre es, unseren Stiftungsflyer zu überarbeiten. Er ist fünf Jahre alt. Unser Vorhaben, der Bau, die größere Wohnung für die Lebensgemeinschaft, all das kommt dort noch gar nicht vor. Unser Modell der Vermögensverwaltung ist aber wichtig, um neue Stifterinnen und Stifter zu gewinnen. Jede Stiftung lebt von ihnen. Vielleicht verwenden wir das Preisgeld für kleine Extras in der Einrichtung, z. B. eine Sitzgruppe für die Terrasse und einen an ständigen Sonnenschirm, die wir sonst nicht vorgesehen hatten, aber unmittelbar den Menschen zu Gute kommen.

 

Wer kann Ihre Stiftung unterstützen?
Jeder kann unsere Stiftung unterstützen mit Geld, das heißt einer Zustiftung, mit einer testamentarischen Verfügung oder mit Schenkungen. Stiften ist nachhaltig, weil das Geld langfristig wirksam ist. Warum gerade den CVJM unterstützen? Weil er eine gute christliche Kinder- und Jugendarbeit macht. Uns ist es wichtig, dass Spenden nicht kurzfristig verbraten werden.


Wo sehen Sie Ihre Stiftung 2020?
Visionär geantwortet: Ich hoffe, dass unsere Stiftungserträge reichen, um eine halbe, hauptamtliche Stelle für einen Kinder-
oder Jugendreferenten zu finanzieren. Ich hoffe, dass wir Menschen mit unserer Arbeit so überzeugen und motivieren können, dass sie unser Bauprojekt mit zinslosen Darlehen oder einer Zustiftung mitfinanzieren.


Die Fragen stellte Sabine Eigel

 

Quelle: Ekiba Intern Ausgabe 8/2015